Der Jazz kam wie die meisten Musikrichtungen über Tonträger noch Deutschland. Mitte der 1920er Jahre wurden die ersten Platten vertrieben und Kapellen versuchten sich daran, die Songs nachzuspielen. Diese bestanden aber meist nur aus einen Schlagzeuger, einem Pianisten und einem Stehgeiger, der dann auch Trompete und Saxophon spielen musste. Zwar wurde der Jazz in den intellektuellen Kreisen schnell populär, in den meisten Tanzlokalen aber war man zurückhaltend. Vor allem das Konzept des Solisten, der improvisierte, stieg bei vielen Kapellen auf Unverständnis. Manche weigerten sich gar, Jazz-Musik überhaupt zu spielen.
1923 wurde Jazz erstmals auch im Radio gespielt. Einer der ersten, die eine Jazzband in Deutschland hatten, war Fred Bird, der mit seiner Band vor allem die amerikanischen Originale nachspielte. Schließlich fand die neue Strömung auch den Weg zu den Komponisten. Paul Hindemith und Kurt Weil nahmen die Klänge begeistert auf und verarbeiteten sie in ihren Werken, ohne aber wirkliche Jazzstücke zu schreiben.
Blütezeit nach dem Krieg
Die Nazizeit brachte auch in der Jazzmusik einen Bruch in Deutschland. Sie wurde als entartet bezeichnet und kaum noch gespielt. Nach dem Krieg kam mit den amerikanischen Soldaten allerdings eine wahre Jazzwelle über Deutschland. In vielen Städten entstanden Jazzclubs und amerikanische Musiker kamen sogar zu Gastspielen. Langsam schloss sich auch die Musikindustrie an, auch wenn selbst Philosophen wie Adorno den Jazz als leichte Musik abtaten.
In den 60er Jahren begannen dann zuerst einige der Rundfunkorchester, Jazz zu spielen und auch im Fernsehen wurde immer öfter Jazzmusik gezeigt. Die ersten Band mit eigenen Kompositionen formten sich und mit den Mangelsdorff-Brüdern und Klaus Doldinger entwickelten sich wahre Superstars der Szene.
Der Jazz in Deutschland entwickelte sich aber etwas vom US-Vorbild weg, hin zu einer Richtung, die bald europäischer Free-Jazz genannt wurde. Damit schaffte er es aber auch, von Musikwissenschaftlern ernst genommen zu werden. Man sprach nicht mehr von einer leichten Unterhaltungsmusik, sondern von einem neuen Musikstil der E-Musik.