Die Jazzmusik überlebte den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und trat eigentlich dann erst ihren Siegeszug an. Vor allem aber brachte die Musik Inspiration für viele neue Musikstile. Fast alles, was wir heute als moderne Musik kennen, hatte seine Wurzeln im Jazz oder ist davon beeinflusst.

Der Jazz bereitete auch den Boden für die Rockmusik vor: Nur so konnten die weiße Countrymusik und der schwarze Blues überhaupt verschmelzen und den Rock’n’Roll hervorbringen. Jazz hatte den afroamerikanischen Musikern die notwendige Anerkennung verschafft. Aber auch andere Musikstile nahmen Elemente des Jazz auf. So ist der moderne Rap auch eine Weiterentwicklung der Improvisation.

Was der Jazz aber vor allem erreichte, war ein Einfluss auf junge Menschen: Ob direkt oder indirekt, die Musik vermittelte ein Freiheitsgefühl. Es war erlaubt, mit Gepflogenheiten zu brechen und Dinge in Frage zu stellen. Die großen gesellschaftlichen Umbrüche der Sechzigerjahre wurden auch durch die Jazzmusik und die damit verbundene Philosophie und Lebenseinstellung begünstigt.

Nazis verfolgten die Swing-Jugend

Noch zu den Zeiten des Nationalsozialismus gab es eine Swing-Bewegung, die durch Jazzmusik beeinflusst war. Vor allem junge Menschen in den großen Städten trafen sich an geheimen Orten, um gemeinsam die Musik zu hören und zu tanzen. Die Swing-Jugend wollte sich deutlich von der Hitler-Jugend und den Nationalsozialisten abgrenzen. Was heute in Österreich abfällig als „Schlurf“ bezeichnet wird, beschrieb früher einen Swing-Boy, der längere Haare trug und leger gekleidet war. Einige Swingfans hatten auch Kontakte zu den Mitgliedern der Weißen Rose. Ab 1940 wurde sie von den Nazis verfolgt und teilweise festgenommen.

Da auch viele schwarze Jazzmusiker in den USA kein Blatt vor den Mund nahmen und sowohl Missstände als auch die Rassentrennung kritisierten, nahmen sich auch in Europa Menschenrechtsgruppen des Themas an. Der Jazz hatte schwarze Musiker auf die Bühnen der Weißen gebracht, und bald folgten ihnen Politiker. Die afroamerikanische Kultur und die Protestkultur der Sechzigerjahre waren eng verbunden und sind es bis heute.